Alltag in einer Hartz IV Behörde
21.06.2011
Ein Gespräch zwischen Kunde (K) und Arbeitsvermittlerin (A) in einem Jobcenter, wie dieser jeden Tag aufs Neue vorkommt.
K: Guten Tag, Frau X!
A: Herr Z, bitte warten Sie noch einen Moment draußen.
K: Ok.
A: (ca. 20 Minuten später) Herr Z, Sie können jetzt reinkommen! Schön, dass Sie der Einladung gefolgt sind!
K: Einer Einladung, die ich nicht ablehnen darf.
A: (lacht) Sie sind mir ja einer. Na, was haben Sie mir heute schönes mitgebracht, hm?
K: Ich dachte immer, Sie hätten etwas für mich? Schließlich sind Sie doch meine Arbeitsvermittlerin, die mir Arbeit vermitteln soll, oder?
A: Nun werden Sie mal nicht frech, Herr Z! Haben Sie...
...die Bewerbungen und die Absagen dabei, um die ich Sie gebeten habe?21.06.2011
Ein Gespräch zwischen Kunde (K) und Arbeitsvermittlerin (A) in einem Jobcenter, wie dieser jeden Tag aufs Neue vorkommt.
K: Guten Tag, Frau X!
A: Herr Z, bitte warten Sie noch einen Moment draußen.
K: Ok.
A: (ca. 20 Minuten später) Herr Z, Sie können jetzt reinkommen! Schön, dass Sie der Einladung gefolgt sind!
K: Einer Einladung, die ich nicht ablehnen darf.
A: (lacht) Sie sind mir ja einer. Na, was haben Sie mir heute schönes mitgebracht, hm?
K: Ich dachte immer, Sie hätten etwas für mich? Schließlich sind Sie doch meine Arbeitsvermittlerin, die mir Arbeit vermitteln soll, oder?
A: Nun werden Sie mal nicht frech, Herr Z! Haben Sie...
K: Ja. Hier. Über 50 Absagen und noch viel mehr Bewerbungen.
A: (belehrend) Zeigen Sie mal her! Hmm...ich glaube, Sie könnten ein wenig an Ihrer Formulierung arbeiten, Ihren Lebenslauf und Ihr Motivationsschreiben überarbeiten.
K: Ich habe mich beim Hochschulteam der Bundesagentur, beim Job-Coaching eines freien Trägers und bei meiner alten Arbeitsvermittlerin wegen meiner Bewerbung beraten lassen. Das was Sie hier sehen, ist das Produkt aller Ratschläge. Davon abgesehen gibt es keine perfekte Bewerbung und das ist auch gar nicht das Problem, weshalb ich keine Lohnarbeit finde. Es gibt einfach zuwenig Stellen.
A: Trotzdem könnten Sie Ihre Bewerbung überarbeiten. Ich hätte da eine ganz tolle Bewerbungstrainingsmaßnahme für Sie.
K: (selbstbewusst) Die brauche ich aber nicht. Ich weiß, wie man Bewerbungen schreibt.
A: Muss ich Sie an Ihre Mitwirkungspflicht erinnern?
K: Nein.
A: Laut SGB 2 sind Sie verpflichtet, alle Maßnahmen zu unterstützen, die Ihre Erwerbsfähigkeit fördern könnten. Haben Sie das verstanden?
K: Ja.
A: Haben Sie sich bei den Vermittlungsvorschlägen beworben, die ich Ihnen gegeben habe?
K: Ja. Keine Antwort. Bis heute.
A: Die melden sich bestimmt noch.
K: Bestimmt.
A: Die Bewerbungstrainingsmaßnahme beginnt am 15. Juli um 8 Uhr und dauert 2 Monate. Ich möchte, dass Sie daran teilnehmen, um Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Wenn Sie sich weigern, wird Ihnen der Regelsatz gekürzt.
K: Okay.
A: Kann ich noch etwas für Sie tun, Herr X?
K: Sie können mir einen sozialversicherungspflichtigen Job vermitteln, von dem man leben und seine Familie ernähren kann.
A: Oh, Sie haben aber Ansprüche! So wird das nix mit Ihnen! Absolvieren Sie erst mal die Maßnahme und dann schauen wir weiter. Wir werden schon was für Sie finden. Vielleicht einen Mini-Job oder was bei einer Zeitarbeitsfirma. Hauptsache Arbeit.
K: Ja. Hauptsache Arbeit. Wobei Sie ja von der Arbeitslosigkeit leben. Ohne Arbeitslosigkeit würden Arbeitsvermittler schwerlich Arbeit finden, oder?
A: Ich stehe doch hier gar nicht zur Debatte! So. Nun habe ich aber noch einen Termin. Bis zum nächsten Mal, Herr X. Einen schönen Tag noch!
K: Ja. Einen schönen Tag. (Autor: Markus Vollack aka Epikur)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen