Drechsler: „Hartz-IV-Minijobber in Vollzeitarbeit vermitteln“


VhU, Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen, zu den Arbeitsmarktzahlen im November 2012

  • Hartz-IV-Bezug darf nicht Dauerzustand bleiben
  • VhU fordert Änderung der Anrechnungsregelung
via Darmstadt.Dieburg.TV : Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin verhalten. Im November ging die Zahl der Arbeitslosen in Südhessen um 185 auf 26.683 zurück. Davon beziehen 13.142 Erwerbstätige Arbeitslosengeld II. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5 Prozent.

„Es ist eigentlich eine gute Nachricht, dass über 80.000 Hartz-IV-Bezieher in Hessen einem Job nachgehen und damit zum Teil nicht arbeitslos sind.
Das ergänzende Arbeitslosengeld II ermöglicht erst die Arbeitsaufnahme, wenn die Arbeitskraft nicht ausreicht, die eigene Existenz zu sichern.
Nicht akzeptabel ist es aber, wenn sich gut die Hälfte dauerhaft in einem Minijob oder in einer 100-Euro-Beschäftigung einrichtet. Denn 100 Euro Arbeitslohn dürfen komplett behalten werden, von jedem Euro darüber landen aber nur noch 20 Cent im eigenen Portemonnaie. Jobcenter und Optionskommunen müssen hier systematisch Vollzeitarbeit anbieten, damit der Hartz-IV-Bezug nicht Dauerzustand bleibt“, sagt Wolfgang Drechsler, Geschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen.

Für Menschen, die lange nicht mehr gearbeitet haben oder die keinen Berufsabschluss vorweisen können, sei der Einstig in niedrig bezahlte Arbeit oft der einzig realistische Schritt zurück in ein Leben aus eigener Kraft. Entscheidender Fortschritt im Hartz-IV-System sei, dass dem Einzelnen mehr Geld bleibt, wenn er mehr arbeitet. Dagegen machte es im alten Sozialhilfesystem bis 2004 finanziell kaum einen Unterschied, ob jemand arbeitete oder nicht. Deshalb tat dies auch kaum jemand.

„Leider hat der Gesetzgeber bei Hartz IV von Anfang an den Konstruktionsfehler eingebaut,
dass kleinste Hinzuverdienste sich am meisten lohnen. Deshalb fordert die VhU seit langem, die Anrechnungsregeln so zu ändern, dass die ersten 200 Euro Arbeitslohn vollständig, der darüber hinaus gehende Teil hingegen deutlich geringer als heute angerechnet werden. Statt Kleinstbeschäftigung wird so die Vollzeitbeschäftigung belohnt.
Untersuchungen der Bundesagentur zeigen, dass Hartz-IV-Aufstocker in Vollzeit deutlich kürzer auf Unterstützung angewiesen sind als Minijobber. Die von Kommunen und Arbeitsagenturen betriebenen Jobcenter müssen diesen Konstruktionsfehler durch verstärkte Vermittlungsarbeit ausbügeln und gezielt auf Minijobber zugehen. Dies gilt übrigens auch für die über 6.000 Selbstständigen in Hessen, die ergänzendes Arbeitslosengeld II beantragt haben. Wer dauerhaft mit seiner selbstständigen Tätigkeit nicht genügend verdient, muss sich nach etwas anderem umschauen“, so Drechsler

Das Gesamtangebot an offenen Stellen in Südhessen beläuft sich auf rund 9.300 und damit fast doppelt so viel, wie bei der Agentur für Arbeit Darmstadt gemeldet sind.
Denn mit Internet, Zeitung oder persönlichem Netzwerk nutzen die Unternehmen auch andere Wege für die Arbeitskräftesuche.
Reinhold Stämmler
06151/2985-44
E-Mail: pr.darmstadt@vhu.de

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