ARMUT VERFESTIGT SICH UND REICHTUM STEIGT


Datenreport 2011 - Sozialbericht für Deutschland

Datenreport 2011: Verfestigte Armut und steigender Reichtum
Wer einmal in die Armutsfalle geriet, für den ist es heute immer schwieriger sich aus der sozialen Notlage wieder zu befreien. Zugleich ist das Risiko in eine wirtschaftliche Bedrängnis zu geraten weiterhin gestiegen. Das ergeht aus dem aktuell vorgestellten "Datenreport 2011 - Sozialbericht für Deutschland". 

Das Armutsrisiko ist im Vergleich zu den Vorjahren angestiegen. „Der Satz: ´Einmal arm, immer arm´ gilt immer mehr. Die soziale Mobilität in Deutschland nimmt ab“, sagte die Soziologin Jutta Allmendinger bei der Vorstellung des Sozialberichtes 2011. Das Statistische Bundesamt und renommierte Sozialforscher geben die Studie alle zwei Jahre in Zusammenarbeit heraus. Demnach gelten 15,5 Prozent der Bundesbürger als armutsgefährdet. In den Vorjahren lag die Quote noch bei 15,2 Prozent. Als armutsgefährdet gelten Menschen, die beispielsweise mit Hartz IV Leistungen weniger als 929 Euro monatlich zur Verfügung haben.



Nach Angaben der Studienautoren ist die Gefahr heute größer, nicht mehr der Armut entrinnen zu können. Laut Datenauswertungen ist das Risiko seit den 80er Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es damals... 57 Prozent der armutsgefährdeten Menschen, die dauerhaft mit einem niedrigen Einkommen zurecht kommen mussten, verharren heute schon 67 Prozent der Betroffenen in Armut. „Das heißt, weniger Menschen gelingt es, ihre Einkommenssituation wieder zu verbessern“, sagte der Sozialforscher Roland Habich vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). 

Reiche werden immer reicherIm Gegensatz dazu konnten die Reichen ihren Wohlstand halten und vielfach verbessern. Reiche haben heute immer bessere Chancen, ihre einmal erreichten Spitzenverdienste wieder zu erlangen. In den 80er Jahren gelang dies noch 38 Prozent der Wohlhabenden. Heute sind es schon 51 Prozent. 

Viele Menschen können kaum mehr ihre Miete zahlenViele Menschen sind kaum mehr in der Lage ihre Miete fristgerecht zu begleichen und häufen daher Mietschulden an. Im Jahre 2008 waren rund 16 Prozent der Deutschen laut des Statistischen Bundesamts zufolge armutsgefährdet. Jeder Dritte von ihnen sieht sich nach eigener Meinung durch die Kosten der Unterkunft „finanziell schwer belastet“. Bei dem Teil der Menschen, der nicht von Armut bedroht ist, empfanden dies noch 18 Prozent dies ebenso. 16 Prozent der Menschen gaben an, dass sie nicht in der finanziellen Lage sind, ihre Wohnung "angemessen warm zu halten". Jeder Dritte aus dieser Bevölkerungsgruppe (30 Prozent) gab an, nicht in der finanziellen Situation zu sein, wenigstens jeden zweiten Tag ein warmes Essen zu sich nehmen zu können.

Bundesregierung spaltet Gesellschaft„Die herrschende Politik in Deutschland spaltet die Gesellschaft immer weiter. Statt Armut durch eine radikale Umverteilung von oben nach unten zu beenden, wird um jeden Cent bei den Hartz-IV-Leistungen gefeilscht,“ sagte Katja Kipping zur heutigen Veröffentlichung des Datenreports 2011, der unter anderem über Armut (EU-SILC-Daten von 2008) berichtet und zu jüngsten Veröffentlichungen zur Vermögensentwicklung. Die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter: „Der Durchschnitt bei Hartz-IV-Leistungen liegt derzeit bei 668 Euro für einenSingle. Auf der anderen Seite erhöhte sich die Anzahl der Vermögensmillionäre in Deutschland von 719.000 im Jahr 2008 auf 830.000 im Jahr 2010 und deren Vermögen von 1,8 Billionen Euro auf 2,2 Billionen Euro.

Armut in Deutschland ist verfestigt: Fast 87 Prozent der Personen, die 2008 unter der Armutsgefährdungsquote lagen, waren bereits in den vier Jahren zuvor mindestens einmal von Armut betroffen. Ein Drittel der Armen war dauerhaft, also über fünf Jahre, arm. Als arm galt im Jahr 2008 derjenige Alleinlebende, der ein Nettoeinkommen unter 929 Euro hatte. Armut bedeutet darüber hinaus, dass 16 Prozent der armutsgefährdeten Personen nach eigener Angabe ihre Wohnung nicht warm halten konnten und fast jeder dritte Armutsgefährdete (30 Prozent) sich nicht einmal jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder eine entsprechende vegetarische Mahlzeit leisten konnte.“ (sb)

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