Jobcenter-Odenwald.de PresseShow: #Macht und #Ohnmacht: #StrukturelleGewalt erzeugt strukturelle Gewalt

(17) Susan Bonath - #Macht und #Ohnmacht: #StrukturelleGewalt erzeugt...:
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Susan Bonath
#Macht und #Ohnmacht: #StrukturelleGewalt erzeugt strukturelle Gewalt

Dass #Jobcenter ein Tummelplatz für (weibliche wie männliche) Sadisten sind, die augenscheinlich erquickliche Freude daran empfinden, andere zu demütigen und zu quälen, weiß ich. Ich habe es xmal erlebt, dieses Herrenmenschentum, mit dem sie ihre Klienten regelrecht unterdrücken, als ginge es ihnen vor allem darum, diese Leute leiden zu sehen. Das Ding ist: Sie sind auf der anderen Seite selbst so willige und buckelnde wie offenbar unzufriedene lohnabhängige Handlanger.

Psychologisch ist das durchaus zu erklären. Menschen, die sehr traumatische Erfahrungen im Leben - etwa mit einem Elternteil - machen mussten, neigen häufig dazu, später als Erwachsene das Drama in abgewandelter Form nachzuspielen. Ihre angestaute Wut projizieren sie auf Stellvertreterpersonen. Der als Kind geprügelte Vater prügelt etwa später Frau und Sohn. Er hat das Prügeln als einzige "Problemlösungsstrategie" verinnerlicht. Gleichwohl sucht die in ihm angestaute Wut aus dieser früh erlebten Demütigung nach einem Ausweg. Er macht also Frau und Kind zu Stellvertretern seiner nicht anwesenden Wutobjekte.

Das alles muss nicht bewusst erfolgen. Aggressionen sind ja emotionale Impulse, die durch bestimmte, überfordernde und/oder angstmachende Ereignisse ausgelöst werden, wobei die Ereignisse bei unterschiedlichen Menschen sehr verschieden sind. Und welche Ereignisse Aggressionen in uns auslösen, bestimmt unsere Erlebnisbiographie.

Nun ist der Kapitalismus ein System, das alleine durch die ökonomischen Eigentumsverhältnisse die Macht- und Gewaltverhältnisse bestimmt. Der Mensch ist in erster Linie auf materielle Grundbedingungen angewiesen, und darum bestimmen die ökonomischen Bedingungen auch unser Leben zuvorderst. Und: Wir alle sind, ob wir wollen oder nicht, diesen Bedingungen unterworfen. Wer in eine besitzlose Familie hineingeboren wurde, erlebt die Ohnmacht natürlich besonders intensiv, auch wenn uns das oft nicht bewusst wird.



"Eltern üben früh Druck auf das Kind aus, weil sie Angst haben, es könnte später untergehen. Sie drillen und trimmen es, nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Angst. Die Schule führt das Spiel fort. Es geht darum, brauchbares Humankapital für die Besitzenden und damit Profitierenden abzurichten. Denn wer als Lohnabhängiger die Regeln des Kapitalismus am besten verinnerlicht, kann später erfolgreicher gegen andere Lohnabhängige konkurrieren. Das alleine ist ein permanentes Gewaltverhältnis, dem alle, vor allem aber Arbeiterkinder von ihrer frühesten Kindheit an ausgesetzt sind. Dafür können auch die Eltern nichts (denen ja immer so gern bei "Problemkindern" individuelles Versagen angedichtet wird), denn sie selbst unterliegen den Gewaltverhältnissen des Arbeitsmarktes und des Staates.

Nun ergattert also das unter diesen Bedingungen erwachsen gewordene Kind einen gut bezahlten Job. Es verteidigt ihn mit Klauen und Zähnen, konkurriert mit härtesten Ellenbogen gegen jeden, der ihm diesen Job streitig machen könnte. Aber nicht nur das: Bekommt nun dieses erwachsene Kind die Möglichkeit, in diesem Job selbst Kommando zu führen, selbst über andere zu bestimmen und zu richten, wird es diese anderen, über die es bestimmen darf, in gewisser Weise zu Stellvertreterobjekten machen. Zu Stellvertretern für all jene, die es von frühester Kindheit an getrietzt haben. Es wird dieses partielle Machtbefugnis wie eine Befreiung aus seiner eigenen Ohnmacht, also wie einen Kick empfinden.

Aus diesem Angestelltenverhältnis heraus ist es wie ein doppelter Kick, denn es sind ja nicht nur alte Wunden, die der nun erwachsene Mensch damit "abarbeitet", also kompensiert. Er befindet sich ja zugleich weiter in vielerlei Abhängigkeitsverhältnissen - in erster Linie natürlich gegenüber dem Staat, also dem Instrument der herrschenden Klasse, dessen Befehle dieser Mensch für seinen Lohn umzusetzen hat. Also befindet er sich in einem permanenten Wechselspiel zwischen Macht und Ohnmacht - ähnlich wie z.B. auch Polizisten. Die Ohnmacht gegenüber dem Vorgesetzten füttert also zugleich permanent die narisstischen Wunden, die umgehend, als sofortige Befreiung quasi, an den Stellvertreterpersonen abreagiert werden können.

Wie Jobcenterangestellte (oder Polizisten) diese stets neu nachproduzierten Aggressionen ausleben, ist natürlich maßgeblich bestimmt von ihrer persönlichen Geschichte. Denn nicht jeder richtet Aggressionen gegen andere. Aber: Ein Mensch, der bei Ohnmachtsgefühlen zum Rückzug neigt, wird keinen Posten im Jobcenter erhalten, sondern eher auf der anderen Seite des Tisches sitzen.

Das Ding ist also: Wir alle sind ständigem Zwang, eine Form der strukturellen Gewalt, die durchaus mit tätlicher Gewalt durch den Staat durchgesetzt werden kann, ausgesetzt, und zwar von frühester Kindheit an. Das produziert - da werden mir wohl die meisten Psychologen zustimmen - automatisch Aggressionen. Die Gewalt hat sich sogar in perfider Weise verselbständigt. Heißt: Wir haben uns daran gewöhnt, auch unsinnige Gesetze zu befolgen, uns auf dem Lohnarbeitsmarkt zu verkaufen, fremdbestimmte Arbeit nach Anweisung zu verrichten, usw. Wir sind uns dieser strukturellen Gewalt nicht mehr bewusst, empfinden sie also als normal. Dennoch richtet sie Schaden in unserer Psyche an.

Das wiederum dürfte aber auch zu einer schleichenden Empfindungslosigkeit gegenüber Kompensationsstrategien führen, die also ebenso zur Normalität mutieren. Also so wie wir von der besitzenden Klasse zu Verwertungsobjekten degradiert werden, degradieren viele von uns, ohne es zu merken, auch andere Personen zu verwertbaren oder eben nutzlosen Objekten. Also viele Mütter z.B. neigen dazu, ihre Kinder als Erziehungsobjekte zu betrachten, um sich über sie, also ihren angeblich mit diesen Objekten erreichten Erfolg, zu identifizieren bzw. ihre eigene tiefsitzende Frustration über die bewusst oder unbewusst erlebte Ohnmacht zu kompensieren. Oder Männer werden in ihrer Freizeit zu saufenden und pöbelnden Fußball-Hools oder demütigen in Gruppen oder alleine Frauen sexuell, um die erlebte Ohnmacht zu kompensieren. Oder der sonst liebe Familienvater flippt in seiner Polizeiuniform so richtig aus und knüppelt wie ein Besessener auf Demonstranten ein (oder fackelt vielleicht auch mal einen Flüchtling ab).

Fakt ist jedenfalls, dass erlebte Ohnmachtsgefühle inmitten permanenter Gewaltverhältnisse den Subjekten eine Gegenstrategie bzw. Gegenreaktionen abringen. Die einen schädigen sich selbst, indem sie sich zurückziehen, nichts mehr mit der Welt zu tun haben wollen, anfangen zu trinken, oder aber indem sie sich selbst trietzen und sich am Ende gar zu Tode arbeiten. Die anderen aber kompensieren die erlebte Ohnmacht durch destruktives Verhalten gegenüber anderen, durch Umkehr der Machtverhältnisse, die sonst stets gegen sie selbst gerichtet sind, durch Degradierung anderer Menschen zu Objekten, um einmal (oder immer wieder) nicht selbst Objekt (Opfer) sein zu müssen. Das ist eigentlich psychologisch ein ziemlich gewöhnliches Reaktionsmuster. Auch in der Gewaltforschung ist ja klar, dass frühere Opfer später oft selbst zu Tätern werden.

Nur wie gehen wir damit um? Bewusstwerdung dieser Macht- und Ohnmachtsverhältnisse auf grundlegendster, also überlebensimmanenter ökonomischer Ebene, sowie Beobachtung unserer eigenen Reaktionen darauf ist wohl der wichtigste erste Schritt. Dazu müssen wir uns aber auch unserer eigenen narzistischen Wunden bewusst werden. Das vermögen viele nicht, weil alleine schon die durch die permanenten Gewaltverhältnisse erzeugte psychische Deformation das nicht zulässt. Tiefe narzisstischen Wunden sorgen dafür, dass wir oft kleinste "Selbstkritik" als Angriff gegen uns selbst empfinden würden. Und Angriffe gegen uns selbst haben wir ja schließlich genug erlebt. Also vermeiden das die meisten. Aber dieser Schritt zur Selbstreflektion ist wohl unumgänglich zur Bewusstwerdung. Er wird nämlich in jedem Fall auch zeigen, dass es niemals eine alleinige indivuelle Schuld - die man uns gerne einreden will - gibt, sondern immer die gesellschaftlichen Umstände uns vor allem formen. Und in die wurde wir schließlich - auch ein sadistischer Jobcentermitarbeiter - hineingeboren.
Quelle: https://www.facebook.com/susan.bonath/posts/1651993208203359

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